Presseschau

20. Jun 2020

Das WBG-Lernstudio hilft Schülern nach der langen Abwesenheit wieder zurück in den Schulalltag

„Ich komme zuhause gut klar!“  – diese Rückmeldung hören die Lehrerinnen und Lehrer längst nicht von allen Schülerinnen und Schülern. Zwar haben sich viele engagiert an ihre Aufgaben gemacht und diese auf die Lernplattform hochgeladen, sie in den Webex-Videokonferenzen besprochen oder einfach als Handyfoto per Mail an die Lehrer gesendet. Dennoch: Es gibt sie, die Schüler, die sich nicht aufraffen können, die sich einsam oder mutlos fühlen, die die Aufgaben einfach nicht verstehen und Ansprache und Hilfe brauchen, um zu lernen.

Für diese hat die Willy-Brandt-Schule ein zusätzliches Lernangebot eingerichtet, das WBG-Lernstudio. Vier Räume der Schule sind zur Zeit reserviert, damit pro Tag ca. 20-30 Schülerinnen und Schüler eines Jahrgangs in individueller Kleingruppenbetreuung vier Stunden in Ruhe lernen können. Das Angebot ergänzt die wenigen Präsenztage der Klassen für diejenigen, die es besonders brauchen. Unter Einhaltung der Hygienebestimmungen lernen pro Raum ca. 5-8 Schülerinnen und Schüler  gemeinsam mit einem Lehrer und meist einem BufDi.

„Das Angebot wird bisher gut angenommen“, sagt Michah Weissinger, didaktischer Leiter der WBG. Schüler, die sich lange nicht gemeldet haben, erscheinen nun doch wieder und lassen sich von Sonderpädagoginnen oder ihren Klassenlehrerinnen helfen. Das Lernstudio ist aber nicht nur ein anderer Lernort, sondern auch ein Ort der Beratung und  Lernbegleitung. So spielen die Lehrerinnen mit den Schülern zwischendurch Bewegungsspiele, die die Selbstwahrnehmung und Selbstregulation stärken. Oder sie helfen den Schülerinnen beim Login in die Lernplattform iserv und erklären, wie man das auch mit dem Handy hinbekommt. „Manche  haben kein anderes Gerät außer dem Handy zur Verfügung“, so Frank Wagener, der im Lernstudio einige Förderschüler betreut. “ Wir müssen sie also in den digitalen Kompetenzen anleiten, die sie dann auch zuhause nutzen können.“

Der digitale Unterricht aber kann die Schule vor Ort nicht ersetzen. „Schüler brauchen einfach persönliche Ansprache, da geht kein Weg daran vorbei.“, sagt Michah Weissinger. „Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern ein Hilfsmittel, das in unsere pädagogischen Konzepte und gute Beziehungsarbeit eingeflochten werden muss.“

Dafür stehen auch im nächsten Jahr einige Fortbildungsmittel bereit – und das Interesse und die Motivation im Kollegium ist groß. So hat sich eine Gruppe von Kolleginnen gefunden, die Screnshot-Anleitungen für die digitalen Angebote erstellt hat und als Ansprechpartner für Kolleginnen und Schüler zur Verfügung steht. So sieht sich die Schule für eine mögliche Verlängerung des Distanzlernens gut gerüstet, auch wenn manche angekündigte Hilfen wie die vom Bundestag beschlossenen 150€ an Gerätezuschuss für sozial schwache Familien noch auf sich warten lassen. „Wir werten unsere Erfahrungen kontinuierlich aus und optimieren unser Konzept, damit wir nach den Sommerferien auch behutsam im Stoff wieder voranschreiten können, ohne jemanden zurückzulassen.“ Und wenn doch alles wieder normal läuft, werden die neuen digitalen Lernformate dennoch das Schulleben bereichern.