Der Unterricht in der Oberstufe hat nicht nur das Ziel, Schülerinnen und Schüler fit für das Abitur zu machen – sondern er ist auch Vorbereitung auf das spätere Arbeitsleben. Den Einblick in alltägliche Anwendung von Statistiken gab nun der „Tag der Statistik“.
Dieser fand im Februar an der technischen Universität Dortmund statt. Dort erhielten die Kursteilnehmenden des Leistungskurses Mathematik einen Einblick, wie und wo Statistik später in verschiedenen Arbeitsfeldern eingesetzt wird.
Ob Binomialverteilungen oder Signifikanztests – Statistik ist eben nicht nur „trockene Theorie“ im Schulalltag. Ganz im Gegenteil: Sie ist in vielen Berufen nicht wegzudenken. Wirtschaftsauskünfte, bei der Medikamentenherstellung oder auch bei dem Training von künstlicher Intelligenz wie ChatGPT – Statistik(en) sind in einer modernen Wissenschaftsgesellschaft überall zu finden.
Nachdem die Schülerinnen und Schüler im Vormittagsbereich zahlreiche Vorträge besuchten, konnten sie sich am Nachmittag noch in verschiedenen Experimenten mit ihren bereits vorhandenen Fähigkeiten im Bereich der Statistik ausprobieren.
Hunderte Schülerinnen und Schüler der Willy Brandt-Gesamtschule und der Gemeinschaftsschule Kirchhellen sitzen in der Aula der Eigener Schule. Wo man sonst angeregte Gespräche oder Unruhe vermuten würde, herrscht gespenstische Stille. Gerade haben die Zehntklässler Augenzeugenberichte zu tödlichen Verkehrsunfällen erhalten.
Kurz vor der fünften Jahreszeit waren Polizisten, Feuerwehrleute, Ärzte und Unfallseelsorgerinnen mit einer ernsten Botschaft zu Gast an der WBG. Denn noch immer gehören junge Menschen als Fahranfänger oder als Beifahrerinnen oder Beifahrer zu der Gruppe, die am Häufigsten in schwere und tödliche Unfälle verwickelt sind.
Schonungslose Einblicke in den Alltag der Retter
Ärzte, Polizisten und Feuerwehrleute berichten aus ihrem Einsatzalltag. Hinter den Bildern ausgebrannter und völlig zerstörter Fahrzeugwracks stehen individuelle Schicksäle: Zerbrochene Lebensträume, unvollendete Leben und traumatisierte Familien. „Ich sah weit zerstreut Kraftfahrzeugteile und andere Dinge,“, schildert Karl-Heinz Henn, pensionierter Polizist, einen Unfall, den er nicht vergessen wird. Den Polizisten vor Ort bietet sich ein Horrorbild: Drei tote junge Männer und zwei Schwerstverletzte, die vom Notarzt versorgt werden müssen. Auf der Wache: Völlig aufgelöste Familien, die wissen wollen, ob ihre Kinder unter den Toten oder Schwerstverletzten sind.
Feuerwehrmann Sascha Brzezina berichtet, wie er einen seiner besten Freunde nach einer eskalierten Party aus einem Autowrack ziehen musste: „So gegen kurz vor sieben Uhr bekamen wir – kurz vor Schichtende – noch die Anweisung, uns um einen PKW, der ohne Fremdeinwirkung gegen die Leitplanke gefahren war, zu kümmern.“ An der Unfallstelle dann der Schock: Auf dem Beifahrersitz des stark beschädigten Autos findet Sascha seinen verletzten Freund, der ihm noch Stunden zuvor fröhliche Partybilder auf WhatsApp geschickt hatte. Während Saschas Freund gerettet werden konnte, kam für den Fahrer des Fahrzeugs jegliche Hilfe zu spät – dieser konnte nur noch tot geborgen werden.
Aus den Beispielen für die eigene Zukunft lernen
Die Veranstaltung hinterließ bei vielen Schülerinnen und Schülern ihren Eindruck. Bastian Stern aus der Klasse 10e resümiert die Veranstaltung: „Ich war selber auch schon in Situationen, wo mir das hätte passieren können“. Durch die Veranstaltung mache man sich auch Gedanken darüber, was mit einem selbst hätte passieren können.
Auch Odin Lucks, der ebenfalls Schüler der zehnten Klasse ist, hat seine Lehren aus der Veranstaltung gezogen: „Durch die Veranstaltung habe ich gelernt, dass man sich auch im Straßenverkehr auf andere Fahrer fokussieren sollte – und nicht nur auf sich selbst oder sein Handy“. Bleibt zu hoffen, dass auch die anderen Schülerinnen und Schüler Lehren etwas aus dem Tag für ihre Zukunft als Fahrerin oder Beifahrer mitnehmen konnten.
Am Donnerstag werden die Vestischen Verkehrsbetriebe ganztägig streiken. Der Unterricht an der Willy Brandt-Gesamtschule wird trotzdem regulär stattfinden.
Bitte sorgen Sie daher dafür, dass Ihr Kind am Donnerstag rechtzeitig zum Unterricht erscheint. Sprechen Sie sich gegebenenfalls mit anderen Eltern und Erziehungsberechtigten ab (z.B. für Fahrgemeinschaften) oder lassen Sie Ihr Kind den Schulweg zu Fuß oder mit dem Fahrrad absolvieren.
Schülerinnen und Schüler der Willy Brandt-Gesamtschule haben im letzten Jahr gemeinsam mit Bottroper Betrieben und privaten Spendern durch ihre Recherchearbeit die Grundlage für das Verlegen von zehn „Stolpersteinen“ geschaffen.
„Stolpersteine“ sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig. Die „Stolpersteine“ des Künstlers sollen die Menschen auf etwas Wichtiges aufmerksam machen, das früher passiert ist. Die Stolpersteine erinnern dabei zumeist an Opfer und Verfolgte des Nationalsozialismus. Sie liegen im Gehweg vor einem Haus, in dem ein Mensch gewohnt hat, bevor er von den Nationalsozialisten während des Holocaust in ein Lager verschleppt wurde. Die Stolpersteine sind kleine Gedenktafeln aus Messing.
Intensive Recherchearbeit als Grundlage der Verlegung
Christopher Kühne und sein Religionskurs haben sich an unserer Schule fast ein Jahr mit der Thematik des Nationalsozialismus und der Verfolgung Unschuldiger beschäftigt. Damit legten sie die Grundlage für die Arbeit und den Ausbau der Erinnerungskultur in der Stadt Bottrop.
Aus einer Unterrichtseinheit heraus entstand dabei im Frühjahr 2023 die Idee, Stolpersteine verlegen zu lassen. Um die dafür nötigen Grundlagen zu schaffen, gingen viele Schülerinnen und Schüler des Religionskurses (auch in ihrer Freizeit) ins Stadtarchiv Bottrop und rekonstruierten mit Hilfe der Leiterin des Stadtarchivs, Heike Biskup, die Biografien von 10 Opfern des Nationalsozialismus.
Durch einen Spendenaufruf innerhalb und außerhalb der Schule übernahmen Privatpersonen, Betriebe (EGLV und Bottroper Bier) und die Schülerinnen und Schüler selbst Patenschaften für ein Opfer. So konnten im Dezember 2023 zehn Stolpersteine auf Initiative der WBG hin verlegt werden.
Erfolgreiche Kooperation mit dem WDR
Der WDR als Schirmherr der Stolpersteine in NRW wurde auf das Projekt aufmerksam und trat an Christopher Kühne heran, so dass nun eine Kooperation ermöglicht wird. Durch das Projekt „Stolpersteine NRW“ sollen Schülerinnen und Schüler die Geschichten, die sich sich hinter jedem Stolpersteinen verbergen, erleben. Durch Kurzbiographien, illustrierte Graphic Storys, historische Fotos oder Hörspiele sollen sie in das Leben jener Menschen eintauchen, denen die Steine gewidmet sind. So können auch andere Lernende der WBG die Biografien der zehn Opfer weiter erforschen. Wer mehr erfahren möchte, kann die offizielle Webseite „Stolpersteine NRW“ hier besuchen:
In der Anwesenheit von zahlreichen Gästen, darunter dem Bottroper Ersten Bürgermeister Klaus Strehl und dem Mitglied des Bundestages Michael Gerdes, ist der Willy Brandt-Gesamtschule Anfang Februar das Siegel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ verliehen worden.
„Eine Auszeichnung, aber auch eine Aufgabe“
Michael Gerdes würdigte die Auszeichnung der Schule und erinnerte an die Bedeutung des Engagements aller Schülerinnen und Schüler. „Gerade hier“, so der Bundestagsabgeordnete, „entscheidet sich, ob unsere Demokratie stark bleibt und sich gegen ihre Feinde behaupten kann.“ Die Verteidigung der Demokratie sei auch die Verteidigung der Zukunft der Lernenden – und dafür müsse man gemeinsam einstehen.
Erinnerung an den multikulturellen Charakter der Schule
Schulleiter Markus Reuter erinnerte an die vielfältige Herkunft vieler Lernender und Lehrender an der Gesamtschule im Bottroper Norden. Er verwies auf die Erfolgsgeschichte des Ruhrgebiets, die nur dank der Mithilfe zahlreicher Menschen aus unterschiedlichen Teilen der Welt möglich gewesen sein: „Diese Menschen haben hier gearbeitet, Familien aufgebaut, Unternehmen gegründet. Sie haben mit uns gemeinsam in Vereinen Sport getrieben, Musik gemacht und mit uns gelebt.“
Trotzdem seien Menschen mit Migrationshintergrund immer noch – auch durch strukturellen Rassismus – Benachteiligungen ausgesetzt. Netzwerke wie „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ seien auch deshalb ein Erfolg für die Gesellschaft. Das Engagement dieses Netzwerks richte sich gegen jede Form der Diskriminierung und Ausgrenzung. „Mit der Aufnahme unserer Schule in das Netzwerk“, resümiert er, „ist die Aufgabe verbunden, konsequent gegen Rassismus und Diskriminierung vorzugehen.“
Schülerchor und junge Künstler zeigen Vielfalt der WBG
Wie bunt und vielfältig die Gesamtschule im Bottroper Stadtteil Eigen ist, zeigten vor und nach den Ansprachen die jungen Künstlerinnen und Künstler, die in Zusammenarbeit mit den Musiklehrerinnen und -lehrern mehrere Lieder präsentierten. Ebenso kamen die verantwortlichen Lehrkräfte für das Projekt, Frau El-Amriti und Herr Morbe, zu Wort und bedankten sich in ihrer Rede für das Engagement der Lernenden und verwiesen auf die enorme Bedeutung des Siegels. Auch Schülersprecherin Perwin Mamo wies darauf hin: „Dieses Siegel ist nicht nur ein Symbol, sondern eine Verpflichtung, die wir als Schulgemeinschaft eingegangen sind.“