Jahrgang 12 in Ypern
Gedenkstättenfahrt der Willy-Brandt-Gesamtschule 2022 nach Ypern (Belgien)
Wie in jedem Jahr waren auch diesmal 25 Schülerinnen und Schüler der Willy-Brandt-Gesamtschule Bottrop auf Gedenkstättentour im belgischen Ypern. Thema der Fahrt war dabei der Erste Weltkrieg, der in dieser Stadt besonders heftig gewütet hatte. Vom 9. bis 12. November besuchten die Schüler Kriegsschauplätze, Soldatenfriedhöfe, Gedenkstätten und Museen und setzten sich so mit den Schrecken des modernen Krieges sowie dem Schicksal gefallener Soldaten aus verschiedenen Ländern auseinander. Neben ihren Lehrern wurden sie dabei wieder von Stefan Petrat aus Marl begleitet, der – ausgerüstet mit schottischem Kilt und Dudelsack – für einen würdigen musikalischen Rahmen sorgte.
Ein besonderer Gast war in diesem Jahr die Bottroperin Frau Antje Herbst, die zusammen mit ihrem Mann Herrn Norbert Warring die Gruppe begleitete. Sie wandelten dabei auf den Spuren zweier Vorfahren (Anton und Michael Moskwa), die beide am selben Tag in der Nähe von Poelcapelle ums Leben gekommen waren.
Auf dem deutschen Soldatenfriedhof Langemark setzten sich die Schülerinnen und Schüler mit dem gleichnamigen Mythos auseinander, der sich auf einen Angriff der deutschen Armee am 10.11.1914 in der Nähe des Friedhofs bezieht. Auch für Bottrop bedeutete dieser Tag einen tiefen Einschnitt in die Stadtgeschichte: Damals starben neben vielen anderen Soldaten auch mehr als fünfzig junge Männer aus Bottrop. Um die hohen Verluste zu rechtfertigen, entstand kurz danach der Langemarkmythos: Demnach wären an diesem Tag „junge deutsche Regimenter“, frisch aus Schule oder Universität kommend, mit großem Patriotismus und dem Deutschlandlied auf den Lippen gegen den Feind gestürmt und hätten dabei einen glorreichen Sieg errungen. Dieser Mythos wurde schnell im ganzen Kaiserreich verbreitet und auch später von den Nazis aufgegriffen und für die Umsetzung ihrer militaristischen Ziele benutzt. Anhand zweier regionalgeschichtlicher Dokumente (einer Gefallenenliste aus dem Bottroper Stadtarchiv sowie dem Regimentsbuch des Reserveinfanterieregiments 19, in dem viele Bottroper Soldaten damals dienten) konnten die Schülerinnen und Schüler diesen Mythos kritisch hinterfragen und – in Bezug auf die Bottroper Soldaten – auch widerlegen.
Weitere Höhepunkte der Fahrt waren der Besuch der belgischen Partnerschule „Heilige Familie“ aus Ypern, die Teilnahme am „Last Post“, einer täglich stattfindenden Gedenkfeier zur Ehrung der Gefallenen des Ersten Weltkriegs, bei der die Gruppe auch einen Kranz niederlegte, sowie der Besuch des Konzerts „The Great War Remembered“, in dem in diesem Jahr an den Wiederaufbau des im Krieg völlig zerstörten Yperns erinnert wurde. Zum Abschluss besuchten die Schülerinnen und Schüler das Talbot-House in Poperinge, ein „Naherholungsheim“ für Soldaten im britischen Hinterland. Dort konnte die Gruppe eine Aufführung der „Happy Hoppers“ verfolgen, durch Garten und Haus flanieren, Klavierspielen oder einfach Tee oder Kaffee trinken, bevor es dann wieder zurück in die Heimat ging.